Wir alle müssen Entscheidungen treffen. Während es manchen Menschen scheinbar mühelos gelingt, sogar äußerst wichtige Entscheidungen zu treffen, tun sich andere schon bei Kleinigkeiten schwer. Beim Treffen von Entscheidungen bleiben uns zwei Möglichkeiten: einerseits können wir unser Urteil auf Basis von Verstand und Logik bilden und andererseits basierend auf unserer Intuition respektive unserem Bauchgefühl. Viele Businessprofis zweifeln an, dass ein gewissenhaftes Abwägen der Königsweg zur richtigen Entscheidung ist, stattdessen verlassen sie sich lieber auf ihren Erfahrungsschatz, das Gefühl und ihre Intuition. Bislang gibt es einige Untersuchungen zu Fehlurteilen, die auf emotionale Entscheidungen zurückgeführt wurden, jedoch ist bisher noch unzureichend erforscht, ob das intuitive Gefühl bei bestimmten Urteilen die bessere Wahl ist. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff Intuition? Intuition lässt sich beschreiben als spontane und rasche Mustererkennung, welche auf dem unbewussten Abrufen von Erfahrungswissen beruht und somit ein schnell verfügbares Urteil ermöglicht. Diese Art der Urteilsbildung ist insbesondere bei komplexen Entscheidungen oder zeitlich bzw. geistig knappen Ressourcen sehr dienlich. Nun bleibt die Frage, wie man beweist, dass intuitive Entscheidungen Logik und Verstand übertrumpfen – und genau damit haben sich Joseph Mikels und Kollegen der DePaul Universität in Chicago beschäftigt. Grundsätzlich spricht man bei der Urteilsbildung von zwei Systemen. Zum einen gibt es den Verstand, unser rationales System, welcher ausführlich, analytisch, kontrollierend jedoch auch langsam arbeitet. Der Verstand ist hilfreich bei neuartigen Entscheidungen, wenn es kein Erfahrungswissen gibt, auf welches zurückgegriffen werden kann. Das zweite System umfasst unsere Intuition, diese funktioniert automatisch, gefühlsbezogen, sehr schnell und ist sehr zuverlässig, wenn bereits Erfahrungswissen besteht. Um der Forschungsfrage, wann eine intuitive Entscheidung die richtige Wahl ist, auf den Grund zu gehen, stellten Mikels und Kollegen (2011) verschiedene Untersuchungen an. Probanden mussten eine Kaufentscheidung für ein Auto aus mehreren vorgegebenen Autos treffen. Dabei variierten die Angaben zu den Fahrzeugen, mal waren viele sowohl positive als auch negative Eigenschaften (komplexe Entscheidung), mal nur wenige Eigenschaften (einfache Entscheidung) beschrieben. Die objektiv beste Entscheidung war das Fahrzeug, welches 75% positive Eigenschaften aufwies. Die Ergebnisse zeigten, dass intuitive Entscheidungen den rationalen Verstand schlugen – jedoch nur bei komplexen Entscheidungen. Im Detail betrachtet kamen 65% der Probanden zur richtigen Entscheidung, wenn sie auf ihr intuitives Gefühl hörten, wohingegen es nur 26% in der Gruppe der rationalen Entscheidung waren. Auch gaben die Probanden, welche auf Basis des Bauchgefühls ihre Entscheidung trafen, eine höhere subjektive Zufriedenheit mit der eigenen Entscheidung an. Interessant sind auch die Ergebnisse im Hinblick auf das Hinterfragen eigener Entscheidungen: wurden die Probanden gebeten, nach ihrer intuitiven Entscheidung erneut gründlich über ihr getroffenes Urteil nachzudenken, nahm die Entscheidungsqualität deutlich ab, denn es entschieden sich nur noch 26% der Teilnehmer für das objektiv beste Fahrzeug. Wie lassen sich diese Erkenntnisse nun in den Alltag übertragen? Mikels und Kollegen empfehlen, bei komplexen Entscheidungen im Zweifel das intuitive Gefühl heranzuziehen, dies jedoch nicht im Anschluss zu hinterfragen. Im ersten Moment mag die Herangehensweise, sich eher auf das intuitive Gefühl anstelle des rationalen Verstandes zu verlassen, möglicherweise etwas Unbehagen auslösen. Das liegt auch daran, dass wir sehr stark darauf konditioniert sind, wichtige Entscheidungen mit dem Verstand zu treffen. Die Forschungsergebnisse zeigen dennoch, dass es sich lohnt, auch mal auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Eine gute Möglichkeit, ein wenig Vertrauen zu gewinnen, wäre beispielsweise, zunächst zwar komplexe, aber tendenziell unwichtige Entscheidungen aus der Sicht des intuitiven Gefühls zu treffen, mit der Zeit und der neu hinzugewonnenen Erfahrung funktioniert es dann auch bei wichtigen Entscheidungen.
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