Wie Sie erfolgreich durch die Krise kommen
Tariflohn und Inflation, den eigenen Pflegebetrieb gezielt restrukturieren
Tariflöhne und Inflation hinterlassen besonders in der Pflege ihre Spuren, Pflegeunternehmer*innen stehen mittlerweile vor (Re)-Finanzierungsproblemen, die nur begrenzte Auswegsmöglichkeiten anbieten.
Neben der Verhandlung mit den Kostenträgern muss eine umfassende Restrukturierung und Modernisierung durchgeführt werden. Dies im eigenen Pflegedienst durchzuführen fällt vielen schwer, da meist die richtigen Werkzeuge dazu fehlen.
Als aller ersten Schritt sollte man die Ist-Situation eruieren und prüfen, ob man sich sogar schon in einem Krisenstadium befindet. Je früher man die Warnsignale erkennt desto mehr Spielraum hat man auch um noch rechtzeitig eingreifen zu können. Die Indikatoren könnten sein, dass zum einen die Identifikation mit dem Unternehmen nachlässt (Stakeholderkrise), die ersten Patienten und Mitarbeiterrückgänge zu bemerken sind (Strategiekrise) oder die Renditen sinken und die Kosten steigen (Produkt- und Absatzkrise).
Weitere Indikatoren auf die man achten sollte, wären zurückgehende Gewinne und Investitionen die zurückgestellt werden (Erfolgskrise), die Entstehung von Zahlungsstockungen und mehr Verbindlichkeiten (Liquiditätskrise), oder sogar das Vorliegen von Insolvenzeröffnungsgründen (Insolvenzreife).
Es gibt Vier am häufigsten eingesetzte Maßnahmen, die sich auf diese Stadien, individuell anwenden lassen. Zum einen die finanziellen, welche die Durchführung von Verhandlungen mit Kostenträgern, die Eruierung der aktuell laufenden Finanzierungen und eine Liquiditätsplanung für die nächsten 3 Jahre beinhaltet.
Zum anderen die personellen, welche die Erstellung einer Personalbedarfsplanung, qualitative und quantitative Überprüfungen der Mitarbeiterzufriedenheit, sowie einen Ausbau der Führungsfähigkeiten, der Geschäftsleitung und Pflegedienstleistungen beinhaltet. Ab einer Patientenzahl von 70 ist es zudem hilfreich in den Bereichen Buchhaltung und Organisation von Arbeitsmitteln eine externe Unterstützung zur Verfügung zu stellen.
Die Maßnahmen für die Marktpositionierung und das Marketing, wären der Aufbau einer Arbeitgebermarke, eines Personalmarketingkonzepts und der Erstellung einer Konkurrenz- und Wettbewerbsanalyse. Zuletzt gibt es noch Maßnahmen bezüglich der Organisation, in denen man zum einen die Organisationszeiten, Tourenplanung, Digitalisierung und Abrechnungen optimiert und zum anderen wettbewerbsfähige Strukturen und Abläufe aufbaut.
Reichen die Maßnahmen nicht aus und es kommt doch zu einem Verkauf, sollte der Übergang immer vom jeweiligen Pflegedienstleiter und deren Stellvertretung erfolgen, diese müssen das operative Geschäft regeln und somit die Buchhaltung übergeben.
Es lässt sich festhalten, dass eine faire Refinanzierung durch die Kostenträger unausweichlich ist, um der Tarifneuordnung und der Inflation entgegenzuwirken und es wichtig ist, die eigenen betrieblichen Strukturen zu analysieren und zu verändern.
Es wird neben der Tarifneuordnung noch marktübliche Veränderungen geben, die in der Pflege jedoch nicht neu sind, wichtig ist nur, dass man sich auf die Änderungen konkret vorbereitet.
Quelle: Vincentz Verlag Häusliche Pflege, Erfolgreich durch die Krise (Jörn Amberger) 12/2022